Initiative Friedhofkultur Wallhausen
Für mehr Leben, Freude und Farbe auf dem Friedhof
Der Ethnologe Peter Finke meint: „Aussichtsreich ist ein kultureller Wandel nur, wenn er von unten kommt. Am schnellsten begreifen dies oft Künstler.“ Auch in einem kleinen Ort können große Dinge losgetreten werden, wenn sie von unten kommen und sich mit der Kunst verbinden.
Das schaffen nicht nur Großstädte, die mit ihrer Konzentration an kultureller Mainpower große gesellschaftliche Wellen schlagen können. Das Internet läuft heute den mächtigen Ballungszentren den Rang ab. Aus der Provinz zu kommen ist heute kein Argument mehr übersehen zu werden.
Die Leuchtturmfriedhöfe in Berlin und Hamburg, sowie die Internetplattformen Friedhof 2030 und Raum für Trauer, schaffen es bisher nicht als Orientierungsgeber einen echten, durchschlagenden Wandel in der Friedhofskultur (bis in die Provinz) hervorzubringen.
Der zentrale Unterschied unserer Initiative zu den genannten Plattformen und Friedhöfen ist, dass wir nicht von „oben“, wenn wir das so formulieren dürfen, sondern von „unten“ kommen. Von der Basis der Verbraucher, Bürger und Hinterbliebenen. Die genannten Webseiten haben eine fachliche Kompetenz, die wissenschaftliche, ökonomische oder kulturelle Interessen vertreten.
Wir kommen aus der Bürgerschaft und sprechen den Bürger an. Unser Schlüssel und zentraler Ansatz ist die Bekanntmachung, Ausweisung, Umsetzung und Einhaltung von Grabfeldern ohne Gestaltungsvorschriften. Dieser Fokus will die Kommune als Ort der Schlüsselstellung inspirieren, motivieren und in Bewegung bringen. Wir haben keine ökonomischen Interessen, eher kulturelle, kommunale und soziale Beweggründe.
Es ist noch kein gesellschaftliches Allgemeinwissen, dass es Grabfelder ohne Gestaltungsvorschriften gibt. Hier sehen wir das brachliegende Potenzial um einen Wandel in Bewegung zu bringen.
Die Herausforderung wird sein, Strategien zu entwickeln, die Bürgerschaft zu erreichen, zu informieren und zu sensibilisieren. Das ist unser Ansatz. Dafür muss man der Bürgerschaft u.a. auch den Spiegel vorhalten und die traditionelle, überkommene Friedhofskultur schonungslos entlarven, die, aus unserer Sicht, in einer Kultur des Todes und des Stillstandes verhaftet ist.
Wir haben mit unserer eigenen, professionellen und kunstvollen Grabgestaltung nicht nur einen kulturellen Nerv getroffen, wir haben auch einen blockierenden Nerv innerhalb des Systems des Friedhofsamtes getroffen.
Die Auflösung und Veränderung der systemrelevanten und der kulturellen Blockaden sind für einen flächendeckenden Wandel in der Friedhofskultur von entscheidender Bedeutung.
Die kulturelle Blockade liegt, aus unserer Sicht, in der überkommenen Tradition einer unbewußten Hinnahme der Verherrlichung des Todes. Die mehrheitliche Grauheit, Leblosigkeit und Tristheit der Grabgestaltungen weisen auf Hilflosigkeit, Unkenntnis, Gleichschaltung und Konformität. Das Aufbrechen einer, im wahrsten Sinne des Wortes, versteinerten Todeszone ist durch eine Kreativität möglich, die Leben, Freiheit und Sinn ausstrahlt. Die Erlaubnis und die Freiheit dazu liegen im Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit und auf den Grabfeldern ohne Gestaltungsvorschriften.
Wir machen Mut, geben Orientierung und wir unterstützen Grabnutzer dabei, neue Wege zu sehen, zu gehen und zu gestalten.
Eine zu prüfende Idee/Vision ist, in jeder Kommune ehrenamtliche Bürger zu formieren, die Hinterbliebenen bei Bedarf zur Seite stehen und umfassend und selbstlos als Ratgeber bei der Vor-Planung zur Grabgestaltung zur Verfügung stehen. Die nicht selten heillose Überforderung von Hinterbliebenen in der Grabgestaltung ist ein konzeptioneller Ansatzpunkt. Die Friedhofssatzung zu lesen und zu verstehen ist nicht für jeden Hinterbliebenen Standard. Die Ehrenamtlichen sind Friedhofskultur-Aktivisten und Botschafter einer zeitgemäßen Friedhofskultur. Ihr Potenzial muss angefacht werden, sodass diese in ihrem Ort die Schlüsselelemente Bekanntmachung, Ausweisung, Anwendung und Einhaltung von Grabfeldern ohne Gestaltungsvorschriften übernehmen. Es wird eine Vernetzung der Aktivisten geben und möglicherweise die Gründung einer Organisation. Die Aktivisten werden beraten und informiert, agieren aber selbstverantwortlich und frei.
Warum tun wir was wir tun?
Gründe für eine Veränderung der Friedhofskultur:
- weil die aktuelle Friedhofskultur Schwere und Bedrückung fördert
- weil die Trauer zum Ende kommen will
- weil der Tod auf dem Friedhof zelebriert wird
- weil die Hoffnung auf dem Friedhof verbreitet werden soll
- weil das Leben nie zu Ende ist
- weil wir eine Veränderung der Friedhofskultur anstreben
- weil das Leben überall Leben schaffen will
- weil das Lebendige mehr Freude schafft
- weil die Gleichberechtigung von Tradition und Innovation fehlt
- weil der Tod nicht das Ende ist
- weil die Trauer nach Bewältigung verlangt
- weil die aktuelle Friedhofskultur Tristheit, Grauheit und Leblosigkeit fördert
- weil wir das Leben mehr lieben als den Tod
- weil das Friedhofsrecht Grabfelder ohne Gestaltungvorschriften ausweist
- weil wir kreative Menschen sind
- weil wir mit Freude auf den Friedhof gehen wollen
- weil wir die Schönheit lieben
- weil wir die Freiheit in Anspruch nehmen, die uns das Friedhofsrecht anbietet
- weil wir nicht 20-35 Jahre (Nutzungsrecht) auf dem Friedhof trauern wollen
- weil der Friedhof zum Leben gehört
- weil die Grabgestaltung trösten kann
Diese Gründe treiben uns an die Friedhofskultur neu zu beleben und zu gestalten. Der Schlüssel zu mehr Leben und Lebendigkeit auf dem Friedhof liegt in den Grabfeldern ohne Gestaltungsvorschriften.
Deswegen liegt unser Fokus auf der Ausweisung, Bekanntmachung, Anwendung und Einhaltung von Grabfeldern ohne Gestaltungsvorschriften. Das sind die 4 zentralen Faktoren unserer Initiative.
Diese Botschaft muss an die Bürger, Hinterbliebenen, Bestatter, Steinmetze und Friedhofsverwalter vermittelt werden, um einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Friedhofskultur zu erreichen.
Wir wollen erreichen,
• dass in jeder Friedhofssatzung die Wahlmöglichkeit eines Grabes in einem Grabfeld mit und ohne Gestaltungsvorschriften aufgeführt ist
• dass die Wahlmöglichkeit deutlich in der Satzung formuliert ist
• dass jeder Bürger weiß, auf dem Friedhof können Gräber frei gestaltet werden
• dass jeder Bürger weiß, es gibt keinen Zwang zum Grabstein
• dass sich jedes Friedhofsamt, ohne Ausnahme, an die Regelung hält
• dass diese Regelung gerichtlich einklagbar ist
• dass es eine Zeit gibt, wo nicht mehr geklagt werden muss
• dass es eine höhere Akzeptanz für Gräber ohne Gestaltungsvorschriften in den Rathäusern/Friedhofsämtern gibt
• dass Friedhofsämter sich nicht in die Grabgestaltung auf Grabfeldern ohne Gestaltungsvorschriften einmischen
• dass Schulung und Aufklärung für Bürgermeister, Friedhofs-verwaltung, Gemeinderäte und Gemeindemitarbeiter über die zeitgemäße Friedhofskultur angeboten werden